Im Hof von WH22
I: Was haben Sie bis jetzt von der documenta gesehen, und was ist in Erinnerung geblieben?
W: Wir haben tatsächlich keine Eintrittskarten gekauft bisher. Wir überlegen gerade, ob sich das noch lohnt, das jetzt zu machen, ab fünf Uhr. Wir waren erst in der Karlsaue.
M: Friedrichsplatz hatten wir angefangen.
W: Dann sind wir hinten zu dem Gewächshaus in der Karlsaue, das fand ich cool, das hat uns gut gefallen.
M: Die Sauna war vorher noch da, aber die war nicht in Betrieb. Dann der Bambus mit den Koks-Briketts außen rum. Am Hauptbahnhof waren wir eben noch gewesen. Das war mit den Zeitungsartikeln auf dem Boden, gell?
F: Eigentlich am beeindruckendsten fand ich das Gewächshaus, ehrlich gesagt.
I: Was war es, das es beeindruckend gemacht hat?
F: Ich muss sagen: Das war schon so mit allen Sinnen. Es war diese Geräuschinstallation irgendwie, und mit den langen Bäumen da drin. Das hat eine coole Atmosphäre ergeben da drin.
M: Das hat geklungen, als würde der Regen von oben auf das Gewächshaus prasseln.
F: Das war so das beeindruckendste.
I: Was kennen Sie von der documenta, was ist Ihr Gesamtbild der documenta als Ausstellung, als Institution?
F: Bevor wir hier waren, allgemein gesehen? Ich verbinde damit vor allem eine gute Atmosphäre in der Stadt. Es sind viele unterschiedliche Leute da, das finde ich total super. Zeitgenössische Kunst, da haben wir sonst eigentlich keine direkten Anknüpfungspunkte. Jetzt gerade bei der documenta – wir waren auch vorher schon auf zwei oder drei – speziell ist die Stimmung ein bisschen komisch vielleicht? Weiß ich nicht so genau.
M: Es ist halt überschattet von der antisemitischen Kunst, die anfangs ausgestellt war. Sonst – gut, wenn man die Stadt kennt, dann kennt man ja so die Laser-Installation oder den Rahmen am Friedrichsplatz oder den „Vertikalen Erdkilometer“. Oder den Obelisken von der vorigen documenta noch.
F: Ich verbinde damit klar zeitgenössische Kunst, aber auch, dass in der Stadt was los ist. Das gefällt mir, und deswegen wollte ich auch extra nochmal hierher, am letzten Wochenende.
I: Sie hatten gesagt, dass es eine komische Stimmung war, überschattet. Worin drückt sich das aus?
M: Ich finde, das Kunst-Highlight. Ich finde bei jeder documenta gab es so eines, was so in Erinnerung blieb. Bei der letzten war es beispielsweise der Obelisk, über den wurde ja auch gesprochen. Diesmal war es dann ja eigentlich das große Kunstwerk, was dann eben weggeräumt wurde. Jetzt war es so ein bisschen … wir waren ja selber schuld, wir waren ja jetzt noch nicht mal drin. Aber dass jetzt so diese … dieses große Kunstwerk in der Stadt, was offen zugänglich ist, das hat uns jetzt gefehlt – was sonst immer irgendwo gegeben hat.
F: Mir kam es auch ein bisschen leerer vor. Aber vielleicht ist das total subjektiv.
M: Das letzte Wochenende vielleicht, da ist die Luft vielleicht schon raus.
I: Von den Besucherinnen und Besuchern her?
F: Nein, ich meine von den Kunstwerken. Aber das ist jetzt wirklich super subjektiv und ich erinnere mich auch nicht mehr ganz genau, was wir uns zuletzt angeschaut hatten. Aber ich hatte irgendwie in Erinnerung, dass in der Karlsaue auch mehr los war.
M: Das sind dann auch Nachwirkungen der Pandemie, könnte ich mir vorstellen. Dass der eine oder andere sagt: Dann bleibe ich doch nochmal lieber, setz ich nochmal aus.
F: Und wenn ich noch Kritik sagen darf: Es ist auf jeden Fall zu teuer. Also: der Eintritt. Wir haben jetzt gerade nochmal geguckt, was der normale Tageseintritt kostet, und das ist ja schon … wenn man jetzt nicht so superviel Kohle hat, dann muss man sich schon gut überlegen, ob man das investieren will, hier zu zweit reinzugehen.
M: Das schließt dann vielleicht auch gewisse Gesellschaftsgruppen aus, die dann … wenn man mit der Familie her will, sind die 100 Euro weg.
I: Was ist denn Ihre Lieblingsfreizeit- und Kulturaktivität?
F: Wir sind jetzt nicht ganz fern von Kunstausstellungen und solchen Dingen. Es ist jetzt ein paar Jahre her, aber da sind wir schon auch häufiger …
M: Also wenn es jetzt um Freizeit- und Kulturaktivitäten geht, würde ich sagen, wir gehen gerne auf Konzerte.
F: Genau. Wir gehen aber auch schon mal auf irgendwelche Lesungen.
M: Und wenn wir mal irgendwo im Urlaub sind, gehen wir auch mal in eine Sammlung, Ausstellung.
F: Aber wenig zeitgenössische Kunst, eher die Sachen aus dem letzten Jahrhundert. Nicht die ganz alten Sachen, also 20. Jahrhundert, 19… Haben wir auch mal mehr betrieben als zurzeit.
I: Und Konzerte: Was wären das für Konzerte?
M: Rock, Pop, Heavy Metal. Eher Spaß als ernsthaft.