Vor dem Fridericianum
I: Was haben Sie schon gesehen, was ist hängengeblieben?
W1: Im ruruHaus waren wir, und im Fridericianum.
I: Und was hat sich eingeprägt?
W1: Also im Fridericianum vor allem der Bell [Richard Bell] sehr gut. Der hat die Schuld, die der Staat hat, sehr gut dokumentiert. Und die Ungerechtigkeit teilweise den indigenen Völkern gegenüber. Ich fand, das hat er ganz toll dargestellt. Vor allem das eine Bild, wo alle Dunklen „I am a man“, nur der Weiße braucht keines, weil man da weiß, das ist ein Mann. Das Ganze fand ich sehr sehr gut. Auch – was hat mir noch gefallen? Im ruruHaus von dem Penscissor, diese Dinge waren auch super, dann hier haben mir auch die Wandteppiche sehr gut gefallen. Und es tut mir ganz arg leid, aber vielleicht bin ich auch zu dumm, andere kommen mir dann vor wie ein Schülerprojekt. Unter dem Thema, egal was, Weltverbesserung, da können sie alles nehmen. Fand ich wie ein Schülerprojekt, also vielleicht Kollegstufe. Und wie man dann vor allem hinterher den Müll da vor allem trennt, da bin ich schon gespannt. Und wenn das, es tut mir wirklich leid, ich habe in meinem wirklich schon langen Leben schon viele Sachen gesehen. Wie schon gesagt, ein Schülerprojekt.
W2: Na gut, aber die haben auch faszinierende Dinge dabei.
W1: Teilweise. Also da drinnen, in dem Hauptraum, wo es darum ging, dass dieses Lumbung konzentriert ist, also da sind Sachen dabei, es tut mir leid, das ist Dilettantismus.
W2: Aber die Bandbreite ist ganz groß.
W1: Ja, die Bandbreite schon, aber wissen Sie, ich denke an das ganz böse Wort, wo ich vorhin schon gesagt hab, von dem Bayern, von Karl Valentin, Kunst kommt von Können und nicht von Wollen, weil sonst würde es Wunst heißen.
W2: Ja, wie heißt es: Wir wollen Freunde sein und nicht über Kunst streiten.
W1: Ja, und vor allen Dingen, was ich finde: Also ich hab letztens ein Interview gesehen mit – von BAP, wie heißt der? – Niedecken, der ist ja ausgebildeter, zumindest akademischer, Künstler, der hat auch gesagt, es fehlt … ein Kollektiv, wenn nicht einer da ist, der irgendwo das Sagen hat, und irgendwo was vorgibt, dann haben wir ein großes Palaver, und es kommt nix bei raus.
W2: Und in unserer Sicht ist das keine Qualität. Aber ich kann mir vorstellen, dass das schon …
W1: Das kann schon sein, aber ob ich das als Kunst bezeichne, ist was anderes. Ich weiß nicht, wie viele Konferenzen sie mitgemacht haben, und und und, wo Leute sich also immer dann sich akustisch einbringen. Und wissen Sie, was am Ende passiert? Es kommt nix raus. Nein, also bei uns, das ist, was rauskommt. Böses Wort: Der Berg kreiste und gebar ein Mäuslein. Nein, als der Kunstbegriff. Ich denke halt jetzt an große Künstler der Vergangenheit, auch die heutigen, Richter zum Beispiel, das sind Egomanen, alle miteinander. Und nur, wenn ich ein starkes Ego hab, denke ich, kann man das.
W2: Also mir scheint es jetzt, als wenn das nur Egomanen machen …
W1: Nein, man sieht’s an, wenn’s einen berührt, innerlich berührt. Ich sag Ihnen ein Beispiel: Im Kunsthistorischen Museum, da war ich wegen der Dürer-Schau, bin ich extra hingegangen. Bin ich rein, und da bin ich ins Kunsthistorische gegangen, in die Bacon-Ausstellung, da hatte ich vorher einzelne Bilder gesehen. Ich habe die gesehen. Die sind nicht schön, um Gotteswillen. Aber ich war tief betroffen. Ich bin ein absoluter Fan. Das betrifft mich. Und wenn es mich betrifft, dann hat es was mit mir gemacht … Das [hier] hat mit mir nichts gemacht.
W2: Na ja gut, da ist ja dann auch so was, was wir auch Art Brut nennen, diese …
W1: Also die alten Kästen da, da gibt es welche, die das professionell machen, also alte Schulmöbel, und was anderes draus machen, also wirklich. Da sehe ich Sinn und Zweck dahinter. Das ist böse, vielleicht bin ich auch elitär ausgerichtet.