Vor dem Fridericianum
I: Was hast Du bis jetzt gesehen auf der documenta, was hast Du gesehen, was ist Dein Eindruck?
W: Also ich war hier in dem ganzen Gebäude [Fridericianum], bin ich relativ schnell, glaube ich, durchgelaufen. Und ich habe mir diesen Keller dort hinten angeschaut, die Filme. Ja, was ist hängengeblieben? Ich habe es ein bisschen wüst wahrgenommen. Es war schwer, einen Überblick über das Gebäude im Allgemeinen zu bekommen, zu schauen: Wie ist das so aufgeteilt? Genau. Und so richtig gecatcht, also, was mich so festgehalten hat, gab es tatsächlich nicht. Fand ich auch ein bisschen schade. Eigentlich bin ich es mehr gewöhnt von Ausstellungen, eher einen roten Faden zu haben. Es gibt schon einen roten Faden, aber ich finde den schwer zu finden. Es ist ein bisschen schwierig. Was mir gut gefallen hat, was hängengeblieben ist, sind auf jeden Fall die Illustrationen. Ich glaube, im zweiten Stock waren die. Es war sehr viel Film, habe ich wahrgenommen, viel, was sehr zeitintensiv ist. Was ich als schwierig wahrgenommen habe, wenn man zu Besuch hier ist, auf einer Ausstellung. Ich komme auch nicht von hier. Es wirkt auf mich ziemlich komplex. Eigentlich so, als hätte ich mich besser darauf vorbereiten müssen, was ich mir da jetzt anschaue. So ein Grundgefühl.
I: Und was ist Dein Bild von der documenta insgesamt?
W: Ja, ich habe mir die Frage gestellt – um mal ganz plump anzufangen: Ich finde die Ticketpreise sehr teuer. Ich kann es verstehen, es ist ein wahnsinniger Aufwand. Was hier auch an Menge ausgestellt ist. Die Künstler wollen Geld, die Räume wollen Geld. Ich find’s ein bisschen wenig barrierefrei, im weitesten Sinne gefasst, nicht nur räumlich gesehen, da wurde ja schon drauf geachtet. Aber auch intellektuell gesehen fand ich es sehr wenig barrierefrei. Und das habe ich mich ein bisschen gefragt, gerade so als documenta, große Kunstausstellung in Deutschland, renommiert, großes Ding. Es ist mir aufgefallen, dass das Publikum schon weit gefasst ist, das fand ich ziemlich schön, dass man verschiedene Menschen trifft. Aber die documenta an sich hat für mich auf jeden Fall so etwas Elitäres. In dem Kontext, wenn ich jetzt einfach mal betrachte: Ticketpreise, die Menge an Besuchern, die kommen, die Zeit, die das läuft, das sind Unmengen an Geld, die hier fließen, so von allen Seiten. Das finde ich schon ein bisschen abgefahren, ich kann das aber nicht fassen. Ich bin kein Wirtschaftler, ich weiß nicht, wie die Ausgaben hier sind. Es ist nur etwas, was mich ins Nachdenken gebracht hat, in dem Kontext. Dann natürlich dieses Ding am Anfang, was natürlich so ein Geschmäckle hat, irgendwie.
I: Und was wollt Ihr Euch noch angucken von der documenta?
W: Wahrscheinlich bin ich hier jetzt am Ende, ich weiß nicht, ob ihr [Begleiter] morgen nochmal geht, aber ich fahre heute Abend wieder nach Hause. Wir sind relativ ziellos in die Innenstadt gefahren, gesagt, wir gucken mal, was hier zentral liegt. Wir standen jetzt tatsächlich auch sehr lange an, wir sind schon seit mittags hier. Haben jetzt das Video und das hier geschafft, jetzt ist der nächste Plan erstmal essen.
I: Was sind Deine Lieblingsfreizeit- oder Kulturaktivitäten? W: Ich liebe Kino. Ich gehe saugern ins Kino, gehe auch meistens allein ins Kino, auch zu ungewöhnlichen Zeiten, um mir den Film auch anzuschauen. Auch so kleine Kinos, das ist so, was ich regelmäßig mache.